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DIE KRÖNUNG RICHARDS III, Burgtheater Vienna, 10 May 2015 - 17.00

Event details

  • Category: Theater Vienna
  • Event: DIE KRÖNUNG RICHARDS III
  • Date/Time: 10 May 2015 - 17.00
  • Venue: Burgtheater Vienna
  • Address: Universitätsring 2, 1010 Wien / Vienna (Map)
  • Other Dates: Show alternatives

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Description

Der Hofstaat flüchtet sich derweil in opportunistische Schmeichelei. Von quälendem Misstrauen befallen, sieht sich Richard von den rechtmäßigen Thronfolgern – den Söhnen aus Königin Elisabeths erster Ehe – bedroht und befiehlt, die Prinzen lebendig begraben zu lassen. Weder das qualvolle Ableben der Königin, noch der erbitterte Kampf des abtrünnigen Herzogs Buckingham gegen die königlichen Truppen können Richards politisches Kalkül erschüttern. Zurück bleibt ein ohnmächtiger, an seinen Allmachtsfantasien gescheiterter, einsamer König, der als Erkennender nur noch den eigenen Tod ersehnt.

Der Hamburger Schriftsteller und Orgelbauer Hans Henny Jahnn hat Anfang des 20. Jahrhunderts ein sprachlich expressives Drama über die widersprüchliche Figur des 1483 gekrönten Richard Gloucester geschrieben. Diese radikale historische Tragödie über universalen Schmerz und die bedingungslose Anerkennung alles Kreatürlichen ist eine direkte Anklage Gottes, König Richards Verworfenheit ein monströser Protest gegen das unerlöste Dasein des Menschen auf Erden.

„Man sagt, Richard sei bucklig und hässlich gewesen. Dieses körperliche Bild ist in der expressiven Beschleunigung bei Hans Henny Jahnn auf einer ganz anderen Spur – es ist von der Historie abgelöst und zeigt ein psychisches oder erotisches Phänomen, oder auch ein Zeitphänomen des 20. Jahrhunderts. Man hat das Skelett Richards anhand der Knochenfunde im letzten Jahr nachgebildet. Er war wahrscheinlich jemand, der 1,72 Meter groß war, also für damalige Verhältnisse nicht klein, aber schmal, ein ziemlich eleganter Mensch, jemand, der also nichts Grobschlächtiges hatte, sondern etwas von einem zauberhaften Zwitter.
Der shakespearesche Richard ist reine Tudor-Ideologie. Da wird jemand in der Geschichtsschreibung, die erst 10 bis 20 Jahre nach seinem Tod einsetzt, folgendermaßen beschrieben: Zwei Jahre lag er im Mutterleib, dann ist er mit schulterlangen Haaren und mit Zähnen auf die Welt gekommen. Das ist der reale Richard in der Geschichtsschreibung der Siegerideologen. Wenn man diese Beschreibung im Kopf hat, ist es interessant, wie mit Geschichte umgegangen wird. Natürlich erinnert einen das auch an unsere Geschichte. Genau wie damals befinden wir uns heute in einer Umschaltsituation. Die allgemeine Annahme ist: Wir leben heute auf dem Höhepunkt unserer demokratischen Welt, die noch in jeder Höhle in Afghanistan die Menschenrechte installieren will.
Richard hat die schottischen Kriege an der Seite seiner Brüder erfolgreich gewonnen und tritt als Krieger, als jemand, der die Gewalt, die Brutalität in sich trägt, auf. Und aus dieser Selbstverständlichkeit, sich zu nehmen, was einem eigentlich nicht zusteht, hat er eine Rechtsform gemacht. Seine Ängste, Neurosen und seine Hysterie übersetzt er ins Kalkül politischer Handlungen. Am Anfang steht der narzisstische Lustgewinn durch den mörderischen Blutrausch an den vielen Knaben, das hat etwas Grand-Guignol-haftes. Aber wie macht man das dann mit den Prinzen, ohne sich schmutzig zu machen? Wie gibt man die Verantwortung über Leben und Tod tatsächlich an Gott zurück? Richard lässt sie lebendig einmauern.
Es gibt immer einen Hauptprotagonisten, aber alleine hätte ein Hitler die industrielle Vernichtung von Menschen nicht geschafft - wenn nicht die Voraussetzung dagewesen wäre, dass so ein hitlerisches Gedankengut vorhanden war. Und deshalb ist auch hier die Frage: Wieviel Gedankengut davon ist in jedem von uns vorhanden?
Wie verrückt ist da jemand? Ist das eine Provokation? Passiert einem das? Ist das ein psychopathologischer Zug? Wie sehr sind Richard und die anderen Figuren Herr ihrer Sinne? Ist es das Unterbewusstsein? Etwas Religiöses, was sich im Traum offenbart? Es sind Dinge, die sich unserer einfachen Zuordnung entziehen. Es gibt so viele Widersprüchlichkeiten in unserer offiziellen politischen Moral, dass mir solche gespaltenen Figuren, und dazu gehört natürlich auch Hans Henny Jahnn selbst, sehr nah sind. Ich finde das Stück einen interessanten Bastard.“
Frank Castorf

In dieser Produktion wird aus künstlerischen Gründen auf der Bühne geraucht.

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