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MADAMA BUTTERFLY, Staatsoper Wien, 20 June 2023 - 19:00

Details

  • Kategorie: Operas
  • Event: MADAMA BUTTERFLY
  • Datum/Zeit: 20 June 2023 - 19:00
  • Veranstaltung: Staatsoper Wien
  • Adresse: Opernring 2, 1010 Wien / Vienna (Map)
  • Andere Termine: Alternative Termine

KARTEN UND PREISE

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Description

Die Laufzeit des Mietvertrags für das Hochzeitsnest in Nagasaki, das der amerikanische Marineleutnant Pinkerton inklusive Geisha angemietet hat, beträgt 999 Jahre, ist aber monatlich kündbar. Diese Flexibilität erfreut Pinkerton. Ein feineres Ohr als er hat der als Trauzeuge geladene amerikanische Konsul Sharpless. Ihn ließ die Stimme der jungen Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, die am Vortag das amerikanische Konsulat besucht hat, aufhorchen: Aus ihr klinge echte Liebe. Er warnt seinen Landsmann davor, »dieser Stimme« leichtfertig »Töne des Schmerzes zu entlocken«. Denn was für Pinkerton verantwortungsloses Spiel ist, ist für Cio- Cio-San existenzieller Ernst. Sie hat alle Brücken zu ihrer Familie und Kultur abgebrochen, um als »Madama F.B. Pinkerton« den amerikanischen Traum zu träumen. Nachdem Pinkerton sie verlassen hat, verteidigt sie diesen Traum drei Jahre lang gegen die Realität, im Vertrauen auf das amerikanische Eherecht und das gemeinsame Kind, das sie nach Pinkertons Abreise zur Welt gebracht hat: ein blonder, blauäugiger Knabe, den sie Dolore (»Schmerz«) nennt. Sharpless vermeint, die gesellschaftlich völlig isolierte und mittellose Cio-Cio-San zu entlasten, indem er Pinkerton, der in der Zwischenzeit »eine echte Ehe mit einer echten Amerikanerin« eingegangen ist, dazu überredet, das Kind zu adoptieren. Butterfly erklärt sich bereit, das Letzte was ihr geblieben ist, herzugeben, wenn Pinkerton selbst es bei ihr abholt. Dann konfrontiert sie ihn mit ihrem rituellen japanischen Freitod, den sie in Anwesenheit ihres Sohnes vollzieht. Zuvor wurden ihm die Augen verbunden.
Zur musikalischen Darstellung Japans im Konflikt mit seiner durch die amerikanische Marine 1853 erzwungenen Öffnung und Verwestlichung verfremdete Puccini seine Musiksprache, indem er sie durch Material aus originalen oder vermittelten fernöstlichen Quellen anreicherte: Neben Anleihen bei Transkriptionen japanischer Musik des Brucknerschülers Rudolf Dittrich verwendete er Melodien einer in der Schweiz für den Export nach China hergestellten Spieluhr, setzte ein um japanische Instrumente erweitertes Schlagwerk ein und ließ sich auch von einer Kabuki-Theater-aufführung inspirieren. Letzteres verweist auf einen wichtigen Aspekt der Hauptfigur. Denn als Geisha ist Cio-Cio-San geschult, einen Mann durch ihre Konversation nicht weniger als durch künstlerische Darbietungen wie Gesang, Tanz und Pantomime zu unterhalten. Immer wieder erscheint es fraglich, ob ihre Selbstdarstellung als authentisch einzuschätzen ist oder ob sie ihren Partnern – und dem Publikum – nicht vielmehr kunstvolle Maskeraden präsentiert. So etwa wenn sie – mit der berühmtesten Arie des Stücks »Un bel dì vedremo«, »Eines Tages sehn wir« – ihrer Vertrauten Suzuki unter Einsatz ihres Körpers und ihrer Stimme die ersehnte Rückkehr ihres amerikanischen Gatten vorspielt, wenn sie für den Konsul einen humoristischen Dialog vor einem amerikanischen Scheidungsgericht improvisiert oder für ihren Sohn das entwürdigende Los einer Straßentänzerin vergegenwärtigt. Die vermeintliche Naivität der Titelfigur erweist sich so als eine abgründige und vielfach gebrochene. Der Exotismus in Puccinis »Butterfly«- Partitur ist mehr und anderes als ein folkloristisches Dekor. Er setzt eine Kolonialismuskritik in Szene, die das Werk für postkoloniale Fragestellungen und Lektüren fruchtbar macht.

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