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MEISTER UND MARGARITA, Akademietheater Wien, 02 February 2020 - 18:00

Details

  • Kategorie: Theater Vienna
  • Event: MEISTER UND MARGARITA
  • Datum/Zeit: 02 February 2020 - 18:00
  • Veranstaltung: Akademietheater Wien
  • Adresse: Lisztstrasse 1, 1030 Wien / Vienna (Map)
  • Andere Termine: Alternative Termine

KARTEN UND PREISE

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Description

Was tun, wenn Satan in die Stadt kommt? Sich auf den Boden werfen? Um Gnade bitten?

Beten? All das versuchen die Menschen in Bulgakows Roman erst gar nicht, sondern gieren

auf ihren nächsten Vorteil, einen Respektbeweis, die nächste Beförderung oder die

nächstgrößere Wohnung. Einander gegenseitig misstrauend, schmierig, in vollendetem

Opportunismus und — zugleich sehr menschlich. Die kleinen Spielchen im Büro. Alle leben

endgültig ohne Glauben; nur, dass es keinen Gott gibt, das wissen sie sehr genau. Der

neuangekommene Satan verwirrt die Städtebewohner*innen mit seiner Transzendenz, erweckt

die Toten zum Leben und veranstaltet einen Ball. Erst auf Seite 165 tritt der Meister

auf. Sein Lebenswerk, ein Roman, erzählt von den Leiden des Pontius Pilatus’ in

Jerusalem am Tage der Kreuzigung. Der zart depressive, von Kopfschmerzen geplagte

römische Prokurator begeht den größten Fehler der Menschheit, denn eigentlich will er

diesen freundlichen und witzigen Jeshua nicht hinrichten lassen, aber die Verhältnisse

lassen ihm keine Wahl. Den Roman lehnt der Schriftstellerverband zur Veröffentlichung

ab, trotzdem erscheinen vernichtende Kritiken und den Meister trifft der Spott der

kulturellen Öffentlichkeit. Margarita, seine Geliebte, glaubt er verloren, doch sie,

„in deren Augen ständig ein rätselhaftes Flämmchen brannte“, lässt sich vom Satan als

Ballkönigin anwerben und weil sie ihre Rolle so exzellent ausführt, darf sie mit dem

Meister, ihrer großen Liebe, sterben. Auf dem Weg in die ewige Ruhe führt Satan sie an

Jerusalem vorbei, wo sie Pilatus erlösen und mit seinem einzigen Freund Jeshua

gemeinsam in die Ewigkeit entlassen wird. Am Ende siegen Freundschaft und Liebe über

alles Totalitäre. Allerdings nur im Tod.

Im Moskau der 1920er und 30er Jahre wird Michail Bulgakow zuerst nur angefeindet, gerät

aber zunehmend in Konflikt mit der Geheimpolizei, bis seine Stücke nicht mehr gespielt

und keine Zeile mehr veröffentlicht werden dürfen. Er passt sich weiterhin nicht an,

verweigert sich der Verherrlichungsprosa und vor allem nachts verarbeitet er schreibend

die Demütigungen durch das System. Bis zu seinem Tod 1940 arbeitet er an Meister und

Margarita, wissend, dass er dies nie veröffentlichen wird. Allerhöchstens liest er auf

seinen zahlreichen Abendgesellschaften Freunden daraus vor. Bis zu seinem Tode diktiert

er Jelena Änderungen. Diese Zusammenarbeit formt den Stoff und verwandelt all den

Schrecken in Satire, getragen von einem tiefen Humanismus. Erst 1966 erscheint der

Roman und gehört umgehend zur Weltliteratur: Die lustvolle Erbitterung des Genies, das

mit geschmeidigen Gedanken ficht gegen eine Welt von Sachverwaltern und Opportunisten,

die sich im Angesicht nahender Katastrophen gegeneinander wenden. Eine Allzweckwaffe

gegen die Verrohung der Verhältnisse. Daran hat sich nichts geändert, nur dass allein

das Wort heute nicht mehr ausreicht.

Die bildende Künstlerin Ene­-Liis Semper und der Regisseur Tiit Ojasoo leiten gemeinsam

seit 2004 das Theater NO99 in Tallinn, Estland. Nach 100 Inszenierungen, so der Plan

bei der Gründung, wollen sie sich auflösen. Im Jänner 2019 ist es dann soweit. 100

Arbeiten ihres Theaters, aufregend und innovativ, visuell stark und ausgeprägt

physisch. Viele reisten über Jahre zu den Festivals in der ganzen Welt, mehrfach auch

zu den Wiener Festwochen. Im deutschsprachigen Raum waren Semper und Ojasoo in Hamburg,

München, Luzern tätig, jetzt arbeiten sie zum ersten Mal am Burgtheater.

Regie: ENE-LIIS SEMPER , TIIT OJASOO

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